von Anselm Weidner und Elias Steinhilper
DLF 2024
44 Min
Regie: Eva Solloch
Redaktion: Christiane Habermalz
1999 entstand das Feature Angermünde und anderswo – vom alltäglichen Rassismus in Deutschland – über die rechtsextreme Gewalt der sogenannten Baseballschlägerjahre. 25 Jahre später sind die Autoren wieder in Angermünde unterwegs. Was hat sich verändert?
Der Argwohn gegenüber allem Fremden, das Misstrauen gegen die Demokratie sind geblieben. Die AfD ist stark geworden. Nach den Wahlen im Juni stellt sie die größte Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung. Das Gesicht der rechten Zeitenwende in der Uckermark ist der AfD-Abgeordnete Felix Teichner. Aber wo früher die meisten wegschauten, schaut heute eine über Jahre gewachsene Zivilgesellschaft hin. Ein Bündnis demonstriert gegen Hass und Hetze, für Toleranz und Miteinander. Der Religionslehrer Wolfgang Rall ist ihr Protagonist.
„Demokratien werden nicht plötzlich von außen zerschlagen, sie werden in einem langsamen Prozess Schritt für Schritt von innen ausgehöhlt“, schreibt der Schweizer Sozialwissenschaftler Daniel Mullis. Wie dagegen ankommen in „Angermünde und anderswo“?
Das Feature entstand vor den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. Bei den Landtagswahlen am 22.9.24 bekam die AfD in Angermünde Stadt 36% der Erststimmen, Felix Teichner wurde mit 39,8 % der Erststimmen als Direktkandidat in den Brandenburger Landtag gewählt und konnte seinen Stimmenanteil damit um fast 10% gegenüber der Landtagswahl 2019 steigern.
„Angermünde und anderswo II“ deutet zusammen mit „Angermünde und anderswo“ von 1999 auf eine ungebrochene antidemokatische Kontinuität, auf die die ohnehin bröckelnden Brandmauern keine, sondern nur ein demokratischer Neuanfang eine Antwort wäre. „Wie kann man eine Demokratie glauben, die ihren Feinden Zugeständnisse macht und die Ohren vor ihren Kritikern verschließt? … Die Demokratie wird von innen zerstört und die Demokraten schauen zu. … Wäre das Ende der Ampel-Regierung womöglich das Ende der Demokratie, wie wir sie kannten? … Jedes Land des einstigen goldenen Westens, so scheint es, hat seine eigenen Wege von der Post- zu Antidemokratie. Der deutsche führt über die Erschöpfung einer Ampel, die nie genug Glanz, aber auch nie genug Courage entwickelt hatte, um wirkliche Verteidiger zu finden“ , schreibt der Autor und Feuilletonist Georg Seeßlen im „Freitag“ vom 19.9.2024 angesichts der Wahlen in Sachsen und Thüringen.
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