DSCHIHAD FÜR DAS DEUTSCHE REICH – deutsche Orient-Politik im ersten
Weltkrieg
SWR 2 Wissen 2021
Regie: Nicole Paulsen
Redaktion: Lukas Meyer-Blankenburg
Erstsendung: 17.12.2021
In ‘Halbmondlager’, einem Sonderlager für muslimische Kriegsgefangene in Wünsdorf, 40 km südlich von Berlin, wurde 1915 die erste Moschee auf deutschem Boden gebaut. Im Lautarchiv der Humboldt-Universität werden Originalaufnahmen von Stimmen dieser Gefangenen aufbewahrt, Spuren des ‘deutschen Dschihad’, einer wenig bekannten Episode des deutschen Kolonialismus im 1.Weltkriegs.
In geheimer Mission Erdölleitungen im Kaukasus sprengen, persische Stämme gegen die Briten in Persien aufwiegeln, an der Seite der osmanischen Armee den Suez-Kanal besetzten, – der deutschen Reichsregierung und dem Generalstab waren im 1. Weltkrieg alle Mittel recht, die islamischen Völker von Marokko über den Kaukasus bis Indiengegen die Ententemächte, das ‘perfide Albion’, das englische Empire, den Zaren, die französischen Kolonialherren aufzubringen.
Ein Drehbuch für den ‘deutschen Dschihad’ hatte der deutsche Archäologe und Konsularbedienstete Max von Oppenheim mit der Denkschrift ‘Die Revolutionierung der islamischen Gebiete unserer Feinde’ geschrieben, basierend auf der Vorstellung, es gäbe eine panislamische Bewegung, die sich für den deutsche Machtinteressen funktionalisieren lasse, – eine grandiose Fehleinschätzung, zudem eine Demütigung der islamischen Völker mit Spätfolgen bis in den 2.Weltkrieg – vielleicht bis 9/11. Wegen seiner jüdischen Herkunft schaffte er es trotz der Konversion seiner Familie zum katholischen Glauben nie in den diplomatischen Dienst.
MAX VON OPPENHEIM – Orientalist, Patriot und „Spion des Kaisers“
SWR 2 Wissen 2022
Regie: Felicitas Ott
Redaktion: Lukas Meyer-Blankenburg
Erstsendung: 03.06.2022
Max Freiherr von Oppenheim, Sohn einer jüdischen Bankiersfamilie, ist Anfang des 20. Jahrhunderts einer der berühmtesten Archäologen weltweit, ein Orientreisender mit großen Plänen, Stratege des ‚deutschen Dschihad und enger Vertrauter von Kaiser Wilhelm II. In Kairo nennen ihn die britischen Kolonialherren misstrauisch, aber respektvoll „the Kaiser´s spy“. Seine Partys sind legendär; Max von Oppenheim genießt den Ruhm, doch er ist seinen politischen Gegnern und wissenschaftlichen Kontrahenten, nicht zuletzt wegen seiner jüdischen Herkunft suspekt. Den Zweiten Weltkrieg überlebt er verarmt – und vergessen. – Wenn das sanierte Pergamonmuseum auf der Berliner Museumsinsel wieder öffnen wird, bekommt das Herzstück des Max von Oppenheimschen Lebenswerks, seine Funde aus dem syrischen Tell Halaf, endlich seinen prominenten Platz.
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