Hörnachmittag am 21.10.2012 um 16h
FREMD IM ELSASS
von Kaye Mortley
über den elsässischen Lyriker Conrad Winter
Kaye Mortley
Klangkünstlerin, Regisseurin, Autorin; Zusammenarbeit in Paris mit Rene Farabet/ATELIER CREATION RADIOPHONIQUE und dem isländischen Radio-documentary-Projekt RANA (Radiophonic Narration); war und ist Seminarleiterin für Radiophone Dokumentationen in Frankreich, Deutschland, Australien …
Kaye Mortley dürfte die bekannteste, berühmteste und am meisten bepreiste und gepriesene Feature-Autorin dieses Erdenrunds sein. Prix Futura b.z.w. Europa in den Jahren 1981, 1983, 1985, 1998; Gewinnerin des Prix Italia 2005 mit „Fremd im Elsass“.
Michael Lissek, in seinem Vortrag „Mein Ziel wäre das Schweigen. ‚Fremd im Elsass‘ von Kaye Mortley“ am 10.11.2011 beim 2. Featuresymposion in Rendsburg.
Letzte Nachricht: Inzwischen mußte Kaye leider absagen. Dafür kommt Aldo Gardini, Redakteur und Tonregisseur von „Fremd im Elsass“
Zum Hörnachmittag am 21.10.2012
zu zwölft lauschten wir kaye mortleys feature ‚fremd im elsass‘ über den elsässischen lyriker conrad winter; ein hörstück, – das war im raum geradezu körperlich spürbar – das mit seiner sprache, seinen sprachen, musik und atmosphärischen klängen und den klang- und bildräumen, die dadurch entstehen, zum intensiven hören, genau hinhören, lauschen einlädt, ja fast magisch in seinen bann zieht. die konzentrierte stille während der gesamten hörzeit, auch das lange ergriffene schweigen danach, ließen erneut erfahren, wie gemeinsames hören die hörerfahrung intensivieren kann.
aldo gardini, redakteur und tonmeister des features, erzählte eindrucksvoll von der präzision der klangarbeit in der kooperation mit kaye mortely und dem nötigen zeitaufwand für eine solche produktion. beides ist nur möglich, wenn man sich von den immer knapperen produktionszeiten in den rundfunkhäusern emanzipiert. nur so entstehen hörstücke mit menschlichem atem.
aus dem gespräch: conrad winter ist von anfang an präsent mit seiner stimme, seinen gedichten, seiner lebensgeschichte, geschichtsdaten aus der elsässischen geschichte, den herrenhuter losungen, den glockenklängen, kneipenlärm, der musik aus der matthäuspassion,den schritten im schnee …, die klangräume weiten sich zwischen geräuschen vom himmel und worten, die von fossilien aus dem urzeitlichen meer erzählen und in Minute 33 taucht der name conrad winter erstmals auf. da wird ein weiter bogen gespannt. und nicht einmal ist musik, sind die klänge pausenfüller oder untermalung, jeder klang hat seinen bewußt gesetzten raum. – es gab keine einwände gegen das stück, nur einigkeit darüber, ein wunderbar gelungenes hörstück erlebt zu haben.
hab eben noch Fremd im Elsass mir angehört. Welch grossartiges Hörstück. Wurde von der ersten Minute an hineingezogen und hörte wie gebannt zu: dieser wunderbar feine Abstimmung von Stimmen, Geräuschen, Klängen, von Sprachen und Sprachfetzen. Und darüber wird, fast wie nebenbei, ein Geschichte erzählt: eines Mannes, einer Landschaft, einer Zeit, ein Stück Geschichte, eindringlich in ihrem schon fast lakonischen Mitteilungsart, in den Nuancen und Details, in Klang und Rhythmus, mit dieser feinen Poesie, mit diesen auch für den Hörer offenen Räumen. Ein kleines Meisterwerk, einfach wunderbar, ein ganz grosses Hörvergnügen, herzlich Urs Faes