S2 Kultur 1996
fünfteilge Senderreihe, jede Sendung 29 Min
Regie: Reinhard Zobel
„ Nächstes Jahr in New York “ …
Schwankend zwischen deutscher Kollektivschuld und Interesse am Judentum entstanden seit 1990 bis zum Mord an Yizhak Rabin 1995 viele Sendungen von mir aus Israel, danach über jüdisches Leben in New York und Europa, die letzte 2001 Piazza Musica Hebraica über jüdische Musik in Italien.
1. Many Countries one Nation
This is a good country
Aus dem „melting pot“ New York wurde in den letzten Jahrzehnten die „salad bowl“. Jede Ethnie kann ihre Eigennart ausprägen. Von Williamsburg, dem Schtetl der Chassiden, zu den Benei Israel, den indischen Juden, und den bucharischen und persischen in Queens. Jüdische und nichtjüdische Völker leben der Welt in New York vor, was die Vision der Juden ist, wenn sie beten „nächstes Jahr in Jerusalem“, sich zu sammeln aus aller Welt in einer Stadt des gegenseitigen Respekts und des Friedens.
2. Little Odessa
I am Russian
Brigthon Beach heißt jetzt „Little Odessa“. Hier wohnen die meisten russischen New Yorker Juden. In der Spannung zwischen religiöser Renaissance und Säkularisierung verstärken sie, wie in Israel, das Gewicht des politisch stockkonservativen assimilierten säkularen Judentums. Zu den Juden zählt man sich in New York gerne, zu den Russen nicht. Wie mit dieser Spannung klarkommen? Von Mutmaßungen, Verdächtigungen, Täuschung und Selbsttäuschung ist das Klima in „Little Odessa“ vergiftet. Lediglich die Jungen praktizieren gekonnt „the easy way out“.
3. Knocking on Heavens Door
There is a big hole
„Nehmen Sie die Staten Island Fähre hin und zurück. Feiern Sie dort, wie viele in der Zeit der hohen Festtage ihr Taschlich, werfen Sie Ihre Sünden in das schmutzige trübe Hafenwasser unterm Geschrei der Möwen und ein paar Wellen weiter hält die Dame von der Freiheitsstatue ihre Fackel hoch. Verlassen Sei die harten hölzernen Bänke der Fähre und stellen Sie sich auf dem Unterdeck in den Wind. Hier können Sie erleben, egal wie arm oder unglücklich Sie sind, dass es immer eine Chance gibt, neu anzufangen. Seien Sie, wenn schon kein Emigrant aus einem anderen Land, doch einer aus den eigenen Lebensumständen!“ (aus einem Führer durch das jüdische New York). In den unterschiedlichsten Farben von orthodox über konservativ bis Reformjudentum erlebt das Judentum in NY eine bisher ungekannte Renaissance.
4. Zwischen Ed Koch und Farakhan
Woody Allen an der Klarinette
Ein Viertel der 400 Reichsten der USA sind laut Forbes Juden, ein Drittel davon lebt in New York. Hier sind Juden aus 70 Nationen zusammengekommen. NY, das neue, das Jerusalem am Hudson. Was als Erfolgsgeschichte der Juden mit der Jeansindustrie und Hollywood begann, ging mit der erfolgreichen Koalition mit den Schwarzen im Kampf um die Bürgerrechte, mit Bob Dylan, Barbara Streisand, Saul Bellow, Woody Allen, diesen vielen jüdisch-amerikanischen sozial und emotional sensiblen Volkshelden, grandios weiter. Aber zwei Drittel der New Yorker Juden wählten den zero-tolerance hardliner Giuliani zum Bürgermeister und das Judentum ist gespalten über den Friedensprozeß in Nahost. Ist das liberale jüdische New York Geschichte?
5. Too Jewish?
Zitat Villem Flusser
Aus Bernhard Schwarz wurde Tony Curtis, aus Alan Königsberger Woody Allen und aus Robert Zummermann Bob Dylan. Die Zeiten des Verbergens jüdischer Identität sind in den USA längst vorbei. Aber wird die jüdische Religion, der Kern des Judentums, überleben? Jetzt droht die „amerikanische Endlösung“ – die Assimilierung in den „American way of Life“. Dagegen wenden sich in einer verwunderlichen Symbiose ultraorthodoxe Chassiden und junge Menschen aus der einstigen Gegenkultur.
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