WDR, 2018
54 Min
Regie: Nikolai von Koslowski
Am 24. April 1975 überfiel Lutz Taufer als Mitglied des RAF-Kommandos Holger Meins die bundesdeutsche Botschaft in Stockholm; zwei Geiseln wurden erschossen, zwei Geiselnehmer starben. 20 Jahre saß er im Gefängnis, 17 davon in Isolationshaft. Danach arbeitete er ein Jahrzehnt für den Weltfriedensdienst in den Favelas von Rio.
„Es dauerte lange, bis ich in meinem Fühlen und Denken zulassen konnte, dass die Tötung zweier Geiseln auf grausame Weise, für die ich mitverantwortlich bin, ein Verbrechen ist, das durch nichts zu rechtfertigen ist“, notierte Lutz Taufer in seiner Autobiographie „Über Grenzen“.
Das Feature zeichnet Taufers Weg aus der badischen Provinz in die Studentenbewegung nach – und den Sprung in den „bewaffneten Kampf“. Es geht um das deutsche Drama der 1960er und 70er Jahre, die Bedeutung der faschistischen Erblast und der revolutionären Ideale, die Selbstermächtigung zum Terror, die staatliche Antwort und die Gewaltspirale. Es geht aber auch um Lernprozesse im Gefängnis, um das Bewahren von Menschlichkeit, um Einsichten und ihre Grenzen. Lutz Taufer ist ein ungewöhnlicher Zeitzeuge. Auch und gerade weil sich seine Perspektive als Beteiligter naturgemäß abhebt von den herrschenden Narrativen eines Stefan Aust oder Wolfgang Kraushaar zur Geschichte der RAF.
Lutz Taufer / Bildquelle: Barbara Eismann
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