S2 Kultur 1999
zehnteilige Reihe, davon sieben von mir, jeweils 27 Min
Regie: Hartmut Kirste/Reinhard Winkler
Der Tod ist ein Meister aus Deutschland – vom Laboratorium der Moderne bis zur RAF und zur Neugründung der deutschen Republik
Rückblick auf das gerade vergangene Jahrhundert. Die Politik- und Herrschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts in Deutschland wird in zehn halbstündigen Doku-Essays als Sozial- und Mentalitätsgeschichte hörbar. Sieben davon sind von mir in Zusammenarbeit mit dem Kulturwissenschaftler Georg Bollenbeck entstanden, einem Freund, der 2010 allzu früh starb.
Dem Büger fliegt vom spitzen Kopf der Hut / 1900 – 1916
Massenkultur und das erste deutsche Wirtschaftswunder – Parvenupolis Berlin: Kasernenhof und mit keinem Tropfen demokratischen Öls gesalbt – das Modernisierungsdilemma – abstrakte Gemälde und Zwölftonmusik, „die janze Richtung passt uns nich‘ !“ – die Kaiserzeit als Laboratorium der Moderne – vom Hohen Meißner nach Langemark, mit Zupfgeigenhansel und MG gegen die Steinwüste der Zivilisation – das Ende des liberalen, zukunftsgewissen langen 19. Jahhunderts
Die Revolution hat gesiegt, nieder mit der Republik / 1917 – 1923
Dolchstoß im Schlamm – die neue Brutalisierung – Morden und Marschieren gegen die Schmach von Versailles – Dada, Schall und Rauch – 75 Millionen Mark für ein Brötchen, ein Führer muß her – die Republik kommt nicht zur Ruhe
Die Börse hüpft, die Minister wackeln / 1924 – 1929
Tempo, tempo im Staccato der Maschinen, die Rationalisierungsrevolution, das 2. deutsche Wirtschaftswunder – Die Goldenen Zwanziger – Berlin, die schnellste Stadt der Welt – Bubikopf und Girlkultur – Hauptstadt der kulturellen Moderne – Radio: gleichzeitig Mozart und Sauerkraut – „Erst kommt das Fressen und dann kommt die Moral.“ – Amerikanismus – „Wir hassen den augenblicklichen Staatsaufbau!“ – Stahlhelm und „Berliner Blutmai“ – der zähe reaktionäre Unterbau der „Golden Twenties“ – die Zeichen stehen auf Sturm, aber nur wenige bemerken es – die delegitimierte Republik
Köpfchen senken und an Adolf Hitler denken / 1930 – 1945
Keenen Sechser in der Tasche: der schwarze Freitag – die Machtergreifung: Fackeln und Flammen – die Gleichschaltung: Von Ermächtigungsgesetz bis Bücherverbrennung – „Kulturbolschewismus“, nationale, materielle, kulturelle Enteignung – „Entartete Kunst“ – Lichtdom und Blockwart – Judenpogrom – totaler Überwachungsstaat? – Nebeneinander von Hakenkreuz und Micky Maus – die NS-Konsumgesellschaft. „Im Kriege sparen. Im Frieden bauen.“ – das 3. Wirtschaftswunder – Blitzkriege – Stalingrad – Inferno von Dresden – 55 Millionen Kriegstote
Noch einmal davongekommen / 1945 – 1950
„Der Tod ist ein Meister aus Deutschland“ – Stunde Null oder Tag der Befreiung? – Atombombe auf Hiroshima und Nagasaki – der Nürnberger Prozeß – zur demokratischen Erneuerung Deutschlands – der Berliner Tiergarten als Kartoffelacker – 32 Millionen Nachkriegsnomaden – Schwarzmarkt, Care Paket – Die Bataillone des Kalten Krieges formieren sich – niemandem nichts getan: kommunikatives Beschweigen – Entnazifizierung und Reeducation im Westen – Mashallplan – Rückversicherung: Legende vom unbefleckten deutschen Geist – Die DM-Währungsreform, das 4. deutsche Wirtschaftswunder – Berlinblockade: Frontstadt Berlin – vorwärts und alles vergessen? – das Grundgesetz – keine Chance für selbstbewußte Sozialisten im Osten
Ärmel hochkrempeln und alles vergessen / 1950 – 1960
Luftbrücke – Der Nachkriegskonsumkulturschock, Rock’n Roll – eine Nachkriegsnotgemeinschaftsgroßfamilie – Unfähigkeit zu trauern – Overkillproduktion in der Rüstungsspirale – Spaltung der Welt in Ost- und West – Kerzen für die Brüder und Schwestern in der SBZ – Wiederbewaffnung und Atomrüstung – der deutsche Ohne–Michel
Sissi & Elvis
Demokratie jetzt oder nie / 1960 – 1970
Von Adenauer über Erhard und Kiesinger zu Brandt, nach dem Wirtschaftswunderboom – der 1-Millionste Gastarbeiter – Kennedybesuch und -mord 1963 – weltweite Studenten-bewegung – Revolte gegen die Verlogenheiten der Elterngeneration – Hochzeit von Rock, Sex und Drogen und die beglückende Einheit von Vorlesungssaal und Straße – antiautoritäre Erziehung – Demokratie in der Hochschule – Auseinandersetzung mit dem Faschismus der Elterngeneration – Allmachtsphantastische Projektionen in die Wunschlandschaften Vietnam, Cuba, China – Die eigentliche Schuld der deutschen Studentenbewegung: „Wir haben die Mauer Mauer, die SED SED sein lassen.“ – und doch: demokratische Neugründung der BRD
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